LASSE DEN VOGEL DER LIEBE LOS
Du sagst, du seist des Herzeleids überdrüssig. Wieso hast du es dann noch? Wenn du seiner wirklich überdrüssig wärest, wärest du seiner ledig. Du trägst es aus irgendeinem Grund, der jenseits Unseres Verstehens liegt, mit dir herum. Es muss so sein, dass das Herzeleid wie Wasser ist, das die Ritzen deines Herzens füllt. Während dein Herz sich so einsam und verlassen fühlt, füllt es sich mit dem Wasser des Lebens auf. Vielleicht hast du das Gefühl, dass du, sobald du dem Herzeleid den Rücken zukehrst, deinem Herzen sämtlich gleichfalls den Rücken zukehrst. Du wirst wohl sogar eher Herzschmerz akzeptieren, als die Aussicht, dass du überhaupt nicht empfinden könntest. Vielleicht hast du das Empfinden, Leere könnte fataler sein als Herzeleid.
Nichtsdestotrotz, an der Liebe kannst du nicht verzweifeln. Ist der Herzschmerz nicht die andere Seite der Münze der Liebe? Ist Herzschmerz nicht ein wenig wie mit deinem Fuß aufstampfen, und du belässt das Herz mit einem Weh und Ach. Es weiß darum, dass es angehalten ist, Liebe und nichts anderes als Liebe zu sein, und deswegen schmerzt es, mithin beklagst du Liebe, die du in diesem Augenblick nicht imstande seist, in deinem eigenen Herzen aufzufinden. Du lässt dein Herz in der Liebe herumstümpern, und nunmehr weißt du, dass du dich ausschließlich am Dilettieren befandst. Hättest du nicht herumgestümpert, so würdest du dich jetzt nicht beraubt fühlen. Es ist nicht so, dass dir die Liebe versagt bleibt. Es ist so, dass du Bedingungen formulierst, und dass du eher den Bedingungen als der Liebe anhängst.
Die Hauptbedingung, die du aufstellst, lautet, dass du auf jede Weise, in der du deinem Dafürhalten nach geliebt werden müssest, geliebt werden wirst, mithin wirst du bei der Liebe unbeholfen. Liebe, die ein Schmetterling ist, der frei fliegen muss - sie versuchst du, in deine Hand zu packen und still zu halten, in die Pflicht genommen, wo sie deinem Glauben nach auch nur zu sein habe. Es ist dein eigenes vermeintliches Zurückziehen von Liebe aus einer Reihe von von dir ausgereichten Gründen, es ist dein Zurückziehen, was du betrauerst. Dein Herzschmerz hat mit dem vermeintlichen Anderen nichts zu tun, denn du bist es, mit dem du leichtsinnig umgehst. Du bist derjenige, dem es zu lieben gilt, nicht das Gegenüber. Du musst aus dem unbefristeten Konzept herauskommen, dass Liebe, die auf dich gerichtet ist, den Kern der Sache bilde. Es ist dein eigener Herzensaugenmerk, der zählt. Du bist der einzige, der dein Herz zu verwunden vermag. Du bist der einzige, der das tut. Lasse den Vogel der Liebe los. Lasse ihn frei fliegen.
Knabbere dir nicht aufgrund eines Verstoßes der Liebe, den du wahrnimmst, Liebe von deinem Herzen ab. Und falls der Andere keine Darstellungen deiner Liebe mag und möchte, hast du derartige Auslagen zum Herzeigen nicht aufzubringen. Falls der Andere keinen Namen möchte, der deiner Liebe zugewiesen ist, dann brauchst du keinen Namen. Du hast es alleinig nötig zu lieben, und Liebe nimmt die Liebe eines Anderen nicht gefangen. Liebe kann schier Liebe frei setzen.
Am stärksten von Belang ist, was dein Herz tut. Manchmal möchte jemand von deinem Herzen gehegt werden, und manchmal möchte jemand, dass du sein Herz für sich und alleine lässt. Erdrossle das Herz des Anderen nicht mit deiner Fürsorge. Es ist nicht so, dass du deine Liebe zurückziehst. Es ist so, du hast die Erstickung deiner Liebe zurückzuziehen. Niemandes Herz befindet sich in deiner Knechtschaft, weswegen also hast du das Gefühl, dass du beim Herzen eines Anderen das Heft in der Hand behalten solltest? Gib dem Herzen des Anderen einen Abschiedskuss, damit es frei ist zum Fliegen, frei um niederzugehen, frei zurückzukehren oder nicht zurückzukehren. Verschwende dein Herz nicht in selbst-auferlegtem Mitleid. Tue deinem Herzen nichts Unrechtes. Übertrage die Verantwortung für das Glück deines Herzens auf keinen Anderen. Niemand kann deinem Herzen etwas Unrechtes tun, noch auch bist du angehalten, das Herz eines Gegenübers zu verwickeln und zu verschlingen. Einzig dein Herz gehört dir zu. Seit wann gehört es sich, das Herz eines Anderen in Besitz zu haben?
Übersetzt von: Theophil
Original-Seite : http://www.heavenletters.org/god-makes-up-a-jingle.html